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3 Mai 1999

„Die italienische Schule“ endet mit einem Recital von Giorgio Parolini

Das von der Gemeinde San Quirino geförderte Orgelfestival zum Thema „Die italienische Schule“ wurde am Freitag mit einem Rezital von Giorgio Parolini glanzvoll besiegelt. Zu Beginn des Konzerts des jungen und sehr musikalischen Organisten, Titularorganist der Mailänder Prepositura Sant’Eufemia, erinnerte der Pfarrer und künstlerische Leiter der Initiative, Don Claudio Como, an die vor drei Jahren verstorbene Frau Marina Paolini, die mit großzügiger Sensibilität eine Orgel für die neuen Kirche der Gemeinde schenkte. Bei dieser Gelegenheit wurde die Gedenktafel, die an die Wohltäterin erinnert, an die Seite des Instruments angebracht. Nadia De Grasso, die ihr bis in die letzten Stunden zur Seite stand, war dafür anwesend.
Das erste Teil des Abends, fand in der alten Kirche statt, die mit einer mechanischen Zanin-Orgel mit warmen und sanften Tönen ausgestattet ist. Giorgio Parolini interpretierte eine Reihe von Stücken vom 16. bis zum 18. Jahrhundert brillant. Der Konzertspieler eröffnete mit der packenden Toccata Sesta sopra i pedali und Canzona Quarta von Girolamo Frescobaldi, um mit der Toccata con lo Scherzo del cucco von Bernardo Pasquini fortzuführen, eine Seite üppiger Fantasie in seinen anmutigen arkadischen Klängen. Es folgten eine Elevazione des Padre Narciso da Milano, eine prägnante Sonata sui flauti und ein Grave in f-Moll mit edlem und feierlichem Ausdruck von Padre Giovanni Battista Martini und ein Offertorio von Cosimo Casini.
Im zweiten Teil betonte der Organist die Schönheit der Gabe von Marina Paolini, dem mechanischen Instrument mit 23 Registern, das 1989 von Gustavo und Francesco Zanin hergestellt und kürzlich klanglich fertiggestellt wurde, begleitet von einem kostbaren Altarbild von Martino Fischer, das die Jungfrau und Heilige darstellt. Zunächst experimentierte er mit Johann Sebastian Bach, der an allen Abenden des Zyklus wegen seines universellen Wertes und gleichzeitig wegen der „Italienizität“ vieler seiner Meisterwerke anwesend war, und spielte mit klarer Eleganz die Fuge in h-Moll BWV 579 über ein Thema von Corelli und das Konzert in a-Moll (von Vivaldi) BWV 593.
Danach wurden ein Ave Maria von Marco Enrico Bossi, das in seinem Klima hoher Spiritualität wohl wiedergegeben, ebenfalls drei gregorianische Paraphrasen, Salve Regina, Veni Creator und Asperges me des jungen Komponisten Eugenio Maria Fagiani aus Bergamo, in einer zeitgenössischen Tonsprache und reich an Effekten, sehr geschätzt.
Für den feinen Organisten gab es herzliche Ovationen. Als Zugabe wartete er mit dem triumphalen Entrée pontificale von Bossi auf.

Renato della Torre (“Messaggero veneto”, 03/05/1999)