Musik aus der Zeit der Gabler-Orgel

15 August 2017

Reine Barockmusik von Böhm, Bach und Krebs in der Basilika

In diesem Sommer sind drei Organisten aus Italien bei dem Orgelkonzerten in Weingarten dabei. Ein „purer Zufall“, sagt der Organist, Kirchenmusiker und Chorleiter von St. Martin, Stephan Debeur, der jedes Jahr die Auswahl für die Internationalen Orgelkonzerte meistert. Schließlich muss vielen zusammenpassen: die Qualität, die Termine, die Programmauswahl. Zum ersten Mal in Weingarten war auch der 1971 geborene Giorgio Parolini aus der Nähe von Monza, der am vergangenen Sonntag an der Gabler-Orgel konzertierte.
Eine stabile Gemeinde von interessierten Zuhören gehört zu diesen Sonntagnachmittagen in der bei schönem Wetter von goldenem Sonnenlicht überzogenen Architektur der Basilika. Gut war auch die Leuchtanzeige mit der doppelten Nummerierung für die Komponisten und die Werke, so fand sich jeder im Programm zurecht. Denn gerade wenn zwischendurch im Stück noch mal länger registriert wird, kommt der geneigte Hörer manchmal ins Grübeln, ob der Organist vielleicht schon beim nächsten Werk angekommt ist. So aber blieb die Eins, die Georg Böhms Partita „Freu dich sehr, o meine Seele“ anzeigte, über längere Zeit stehen, denn das Stück verzeichnet zwölf Variationen und wirkt dadurch, dass sich die Zehnte Variation mit großem Plenum schon wie ein majestätischer Schlusspunkt anhört, sehr lang. Das birgt zu Beginn immer das Risiko, dass die Konzentration der Zuhörer etwas nachlassen kann. Aber die war sofort wieder mit den folgenden drei Werken von Bach hergestellt: Präludium Fuge c-Moll BWV 546, sehr klar und präzise ausgearbeitet, sowie die zwei mehrstimmigen Choralkantaten „Nun komm der Heiden Heiland“ BWV 659 und „Christ, unser Herr, zum Jordan kam“ BWV 684 mit ihrer abwechslungsreichen Registrierung. Die beiden folgenden Komponisten – Giovanni Battista Martini (1706 bis 1784) und Giuseppe Gherardeschi (1759 bis 1815), der jüngste von allen – kannten vermutlich nicht alle. Martini wirkte als Geistlicher, Komponist und als bedeutender Musiktheoretiker in Bologna und unterrichtete viele berühmte Musiker. Das schöne „Largo f-Moll“ registrierte Giorgio Parolini mit der „Unda Maris“, die „Toccata per il Deo Gratias“ hatte trotz ihrer Kürze eine markante Musikalität. Ganz anders der in Pistoia als Organist und Kapellmeister wirkende Gherardeschi mit dem „Rondo G-Dur“, das zunächst etwas banal fröhlich klang, aber dann doch in seinen verschiedenenVariationen mit Rossignol-Gezwitscher eine heitere italienische Variante der Barockmusik darstellte.

Glänzend gespielt, stark rhythmisiert

Als Letztes kamen zwei Stücke von Johann Ludwig Krebs (1713 bis 1780) an die Reihe. Die „Fantaasia a gusto italiano“ war auch im vergangenen Konzert zu hören gewesen, und so war wieder einmal zu erleben, wie unterschiedlich dasselbe Stück – mit anderer Registrierung und von anderer Hand gespielt – klingen kann. Zum Schluss beeindruckte die glänzend gespielte „Toccata und Fuge E-Dur“, stark rhythmisiert, prägnant registriert mit Bombard-Bässen, in der die einzelnen Stimmen nebeneinander und miteinander musizierten.

Dorothee L. Schaefer

 

 

 

 

Pure baroque music by Böhm, Bach and Krebs in the Basilica

This Summer there are three Italian organists in Weingarten for the organ concerts. “Purely coincidence”, says Stephan Debeur, the organist, church musician and choir director of St. Martin. Every year he makes the choices for the International Organ Concert Series. After all, a lot has to fit together: the quality, the dates, the program selection. Giorgio Parolini, born in 1971, from nearby Monza performed on the Gabler organ last Sunday. It was his first time in Weingarten.
A stable community of interested listeners is always present on these Sunday afternoons in the basilica, whose architecture is bathed in golden sunlight by good weather. The projection with the double numbering for the composers and the works was also good, so that everyone found their way through the program. Because just when the registrations take longer in between the movements, the inclined listener sometimes comes into pondering whether the organist may have already arrived at the next work. However, the one (1) which indicated Georg Böhm’s Partita „Freu dich sehr, o meine Seele“ was left standing for a long time, because the piece consists of twelve variations and seems very long due to the fact that the tenth variation with its large Plenum already sounds like a majestic finale. At the beginning, this always carries the risk that the concentration of the listener may ease off a bit. But the attention was immediately drawn back with the following three works by Bach: Prelude and Fugue in c-minor BWV 546, very clearly and precisely worked out, and the two polyphonic chorale cantatas “Nun komm der Heiden Heiland” BWV 659 and “Christ, unser Herr, zum Jordan kam” BWV 684 with their varied registration.
The two composers which followed – Giovanni Battista Martini (1706-1784) and Giuseppe Gherardeschi (1759-1915), the youngest of them all – were probably not known by everyone. Martini worked as a clergyman, composer and music theorist in Bologna and taught many famous musicians. The beautiful „Largo“ in F minor was registered by Giorgio Parolini with the „unda maris“, the „Toccata per il Deo Gratias“ had a striking musicality despite its brevity. Gherardeschi, who worked in Pistoia as organist and music director, achieved a quite different effect with the „Rondo G-Major“. At first it sounded a bit mundane, but then, in its different variations with bird-calls of a Nightingale, elicited a cheerful Italian form of Baroque music.

Brilliantly played, strongly rhythmic

Finally two pieces by Johann Ludwig Krebs (1713-1780) had their turn. „Fantasia a gusto italiano“ was also heard in the last concert, and thus was to be experienced once again, how differently the same piece can sound – with different registration and played by someone else. At the end the brilliantly played „Toccata and Fugue E major“ impressed the listeners, strongly rhythmic, concisely registered with the Bombard basses in which the individual voices made music together side by side.

Dorothee L. Schaefer