Mit Bach an Thielemanns Orgel

29 Juli 2015

Italiener spielt deutsches Programm

Werke des deutschen Barock standen auf dem Programm des jüngsten Orgelkonzertes in der Gräfenhainer Dreifaltigkeitskirche.
Fast auf den Tag genau nach zwei Jahren gastierte der aus Villasanta bei Mailand stammende Organist Giorgio Parolini erneut an der geschichtsträchtigen Thielemann-Orgel und konnte die erfreulich zahlreichen Besucher mit seinem klaren und imponierenden Spiel überzeugen.
Hell registriert erklang zunächst eine „Toccata Septima“ von Georg Muffat (1653-1704), in der vor allem die große Fuge beeindruckte. Italienische Einflüsse waren in der „Toccata quarta Cromatica, con durezze e ligature“ von Johann Kaspar Kerll (1627-1693) zu erleben. Dessen Studienjahre im Süden kamen in den Reibungen und Bindungen („durezze e ligature“) der vielfach chromatischen Melodieführung zum Ausdruck, denen Parolini statuarische Akkorde der Toccata entgegensetzte.
Den größten Anteil am Programm hatte dann Johann Sebastian Bach (1685-1750). Ganz offenkundig fühlte sich Parolini bei diesem Komponisten ganz in seinem Element, wie schon im ersten Stück „Präludium und Fuge c-Moll“ BWV 549 und vor allem hier in der Fuge zu hören war. In farbigen Registern erklang die Partita „Christ der du bist der helle Tag“ BWV 766 mit ihren kunstvollen Variationen.
Einen völlig anderen Charakter erhielt dann die „Canzona“ BWV 588 durch das zurückgenommene Spiel. Ihr folgten zwei Choralbearbeitungen, „An Wasserflüssen Babylons“ BWV 653 und „Nun komm, der Heiden Heiland“ BWV 659, die Parolini plastisch differenziert interpretierte, gleichsam zum Innehalten einzuladend.
Den großartigen Schlusspunkt setzte der Organist mit der „Passacaglia“ BWV 582. Dabei ließ er über die Zuhörer noch einmal eine regelrechte Klangfülle kommen, die in mächtigen Schlussakkorden kulminierte.
Langer, heftiger Applaus war der Dank an Giorgio Parolini für ein überaus gelungenes Konzert. Er wiederum revanchierte sich dafür mit einer „Fuge G-Dur“ von Johann Pachelbel (1653-1706), wie um zu beweisen, dass Bach doch nicht alles sei.

Horst Gröner (“Thüringische Landeszeitung”, 29/07/2015)