Bach lässt alle grüßen

21 Juli 2013

Giorgio Parolini an Thielemann-Orgel

Über 280 Jahre alt ist die Orgel in der Gräfenhainer Dreifaltigkeitskirche. Der Gothaer Hoforgelmacher Johann Christoph Thielemann hat sie in den Jahren 1728 bis 1731 erbaut, sie gilt auch heute noch als ein bedeutendes Zeugnis aus der Zeit von Johann Sebastian Bach (1685-1750).
In seinem Programm zum jüngsten Orgelkonzert in Gräfenhain hatte sich der aus Villasanta bei Mailand stammende Organist Giorgio Parolini fast ausschließlich auf diese musikalische Epoche der Bach-Familie und deren Umfeld konzentriert. Dabei wäre es sicherlich reizvoll gewesen, noch mehr italienische Vertreter im Kontrast zu deren deutschen Zeitgenossen zu erleben. Denn wie elegant und feinsinnig hörte sich als einziges Beispiel dazu die Canzone g-Moll „All’Elevazione“ („Zur Himmelfahrt“) des Italieners Domenico Zipoli (1688-1726) an, die Lust auf mehr solcher farbenfroher Stücke gemacht hätte.
Doch als kleinen weiteren Tribut ans Italienische gab es die Bearbeitung eines Konzertes von Antonio Vivaldi, das Johann Gottfried Walther (1684-1748) für Orgel eingerichtet hatte. In den drei Sätzen Allegro, Adagio und Allegro konnte der Organist die vielfältigen Möglichkeiten der Thielemann-Orgel eindrucksvoll vorführen. Begonnen hatte die sonntägliche Nachmittagsstunde mit der „Ciaccona B-Dur“ von Johann Bernhard Bach (1676-1749), der im weiteren Verlauf mehrere Werke von Johann Sebastian Bach folgten. Parolini brachte die Choralvorspiele „Dies sind die heil’gen zehn Gebote“ BWV 678, „O Mensch, bewein‘ dein Sünde groß“ BWV 622 sowie die große, abrupt endende Schlussfuge aus der „Kunst der Fuge“ mit dem diesen Zyklus nachgestellten Choral „Vor deinen Thron tret‘ ich hiermit“ BWV 668.
Johann Ludwig Krebs (1713-1780) bildete den Abschluss des Orgelkonzertes. Aus seinen „Clavierübungen“ spielte Parolini Praeambulum, Choral und Choral alio modo zu „Was Gott tut, das ist wohlgetan“, dann ein überaus schön anzuhörendes „Trio C-Dur“ und eine Fuge über „B-A-C-H“.
Für den langen, herzlichen Beifall bedankte sich Giorgio Parolini mit dem Choral „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“ von Johann Michael Bach (1648-1694), gleichsam eine letzte Verneigung vor der Bach-Familie und der Thielemann-Orgel.

Horst Gröner (“Thüringische Landeszeitung”, 21/07/2013)