Colmar (Elsass). In der Stiftskirche St. Martin

12 August 2010

Die Raffinesse der Orgel und der Trompete

Mit einem Programm, das sich im Wesentlichen auf italienische Kompositionen konzentriert, feierten Giorgio Parolini auf der Orgel und Luciano Marconcini auf der Trompete am Dienstag in der Stiftskirche von Saint-Martin vor einem außergewöhnlich großen Publikum einen Triumph… und das aus gutem Grund.
Die Konzerte beim Colmarer Orgelfest sind zauberhaft. Sie werden von den Freunden der Orgeln der Stiftskirche Saint-Martin organisiert und bieten jedes Jahr unvorstellbare und herrliche Reisen ins Herz der klassischen Musik durch stets raffiniertes Zusammenspiel der Orgel mit anderen klug ausgewählten Instrumenten.
Diese Woche war es die Trompete, die vor so vielen Zuhörern zu den weitläufigen Variationen des Apparats mit Pfeifen spielte, dass an diesem Abend die Programme ausgingen.
Kein Wunder, denn die Vorstellung hat gewiss ein großes Publikum verdient. Von den ersten Tönen von Pietro Baldassarres „Sonate für Trompete und Orgel in F-Dur“ an hat der auffallend reine Trompetenklang die ohnehin schon sehr luftigen Töne der Chororgel in einem herausragenden und triumphalen Allegro konkretisiert.

Effektiver Dialog

Der folgende langsame Satz, ruhiger, aber auch reizvoller, entwickelte dann einen effektiven Dialog zwischen den beiden Instrumenten und ließ jedem den Raum, den er brauchte. Nach dem dritten und letzten Satz des Stücks, einem neuen Allegro, der zum Triumph der Anfänge zurückkehrte, ließ der Trompeter den Organisten die „Toccata per l’Elevazione“ aus „Fiori Musicali“ von Girolamo Frescobaldi alleine spielen.
Luciano Marconcinis Trompete tauchte im nächsten Werk, Maurizio Cazzatis Sonate „La Bianchina“, wieder auf. Und was für eine Freude diesem Duo mit der Kirchenakustik von unschätzbarem Wert zuzuhören, die jede Note reichlich verstärkt, abrundet, versteinert und in Luft auflöst.
Da der Rest des Programms auf der großen Orgel hinten in der Kirche gespielt wurde, nahmen mehrere Musikliebhaber den Rat, der vor dem Konzert von einem der Organisatoren gegeben wurde, an: die ersten Reihen verlassen, und die Mitte des Kirchenschiffs besetzen, wo die große Orgel am besten klingt. Das Publikum setzte sich um und konnte dem ebenso majestätischen wie strengen Stil des «Praeludiums in g-moll» von Dietrich Buxtehude lauschen.
Der Rest des Konzerts war dem Orgel-Trompeten-Duo gewidmet, abgesehen von einigen Werken, die nur auf der großen Orgel aufgeführt wurden, darunter das „Konzert in a-Moll“ von Johann Sebastian Bach. Der einzige Vorfall des Abends war die Ankunft von vier Fanatikern, die mitten im Konzert eine lautstarke und respektlose Diskussion führten. Es bedurfte der Intervention einer Zuhörerin, um sie endlich zum Schweigen zu bringen und den echten Zuhörern das Vergnügen zu geben, das Ende des Konzerts in vollkommener Ruhe zu genießen.

(DNA/Colmar, 12. August 2010)